Wie Michelle Chung mit Make-up die Figuren in „I Love LA“ zum Leben erweckt
Wir haben mit der Make-up-Artistin darüber gesprochen, wie sie Looks entwickelt und mit Rachel Sennott zusammenarbeitet.
Auf der Leinwand fühlen sich unsere Lieblingsfiguren oft an wie echte Menschen. Doch hinter den Kulissen spielen Make-upArtist:innen wie Michelle Chung eine entscheidende Rolle dabei, das Gesamtbild zu formen. Ob sie absurde, von Bagels inspirierte Looks für Everything Everywhere All at Once kreiert oder Ayo Edebiri in einen britischen Popstar für I Love LA verwandelt,ist Make-up für Chung weit mehr als nur Produkte – es ist ein kraftvolles Medium, um Geschichten zu erzählen.
Nachdem sie ihr ganzes Leben lang Kunst studiert hatte, verwandelte Chung ihre künstlerische Leidenschaft in eine Liebe zu Make-up. Besonders faszinierte sie, wie dieses Medium hilft, ganze Welten im Film und im TV. Heute, nach einer Fülle von Projekten, ist die Make-up-Artistin überzeugt: Der wichtigste Teil des Prozesses ist die enge Zusammenarbeit mit dem gesamten Team – denn so essenziell Make-up auch ist, allein reicht es nicht, um Figuren zu formen.
Für I Love LA arbeitete Chung speziell bei dieser Produktion eng mit der Creatorin der Show, Rachel Sennott, zusammen, um Glam zu entwickeln, der sich für die Figuren wirklich authentisch anfühlt. Anders als bei Everything Everywhere All at Once, dessen Looks klar experimentell waren, sollte die Beauty-Welt von I Love LA bewusst subtil wirken, mit Fokus auf Details wie strahlende Haut und rosige Wangen. Statt auf Make-up zu setzen, das zu sehr nach aktuellem Trend schreit, soll Chungs Arbeit kaum wahrnehmbar sein – so, als würden die Figuren einfach nur ihren ganz normalen Alltag leben.
Im Folgenden sprechen wir mit Michelle Chung über ihre Arbeit an I Love LA und darüber, warum der kollaborative Prozess ein so großer Teil ihrer Arbeit als Make-up-Artistin ist.
Über das Make-up in I Love LA
Wir wollten die Make-up-Looks in I Love LAfrisch und auf eine Art fast zeitlos wirken lassen – keine Trend-Looks einer bestimmten Ära oder eines bestimmten Jahrzehnts. Wir wollten frische, cleane Haut, und jede Figur sollte wie ein echter Mensch wirken, nicht wie eine Karikatur. Der Fokus lag wirklich auf der Haut – strahlend und dewy. Darauf aufbauend hatte dann jede Figur ihren eigenen Look: Maia blieb frisch mit vielen süßen, femininen Rosatönen für Wangen und Lippen. Alani war dewy mit viel Lipgloss und Glow. Tallulah hatte einen bronzigeren Look und ein paar wilde Nägel.
Was den kreativen Prozess angeht: Ich liebe es, Moodboards zu erstellen, also habe ich für jede Figur ein Moodboard gemacht – aber von dort aus wird es viel größer. Die Moodboards sind nur der Startpunkt, danach wird es zur Zusammenarbeit mit den Schauspieler:innen, der Hair-Abteilung und der Kostümbildnerin. Es ist so sehr Teamarbeit, diese Looks zu kreieren, und mir ist immer wichtig, dass sie als Figur in sich stimmig sind.
Über ihren liebsten Look
Ich hatte so viele Looks, die ich geliebt habe – Ayos Look in Episode zwei war richtig spannend, sie war so offen dafür, anders auszusehen, dass wir ihre Brauen komplett abgedeckt und es wirklich durchgezogen haben. Es hatte so einen David-Bowie-70s-Vibe – ohne Brauen und mit Blush, der sich von der Wange bis zum Auge zog. Das war ein richtig cooler Look. Ich habe auch Rachels Look in der letzten Episode geliebt, er hat so perfekt zu ihrer Garderobe und ihren Haaren gepasst. Da ist einfach alles wunderschön zusammengekommen.
Über die Zusammenarbeit mit Rachel Sennott
Ich finde, Zusammenarbeit ist als Make-up-Artistin der Schlüssel. Man kann nicht allein eine ganze Figur erschaffen – es gibt so viele beweglichen Teile und so vieles, was einen Charakter prägt. Ich hatte mit Ally Vickers eine großartige Partnerin im Hair-Bereich, die wirklich einen kompletten Look schaffen wollte; wir haben die Looks gemeinsam detailliert durchgesprochen, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen. Unsere Kostümdesignerin Christina Flannery war ein Genie bei den Looks, und als Team haben wir gemeinsam voll ausformulierte Figuren geschaffen. Rachel und ich haben extrem eng zusammengearbeitet, wir haben über jeden Look gesprochen, sobald wir ihr Outfit kannten. Sie ist so unkompliziert im Gespräch, und wir waren bei ihrem Look sehr früh komplett auf einer Wellenlänge – dadurch wurde alles ganz easy, fast wie eine eigene Kurzsprache. Sie weiß genau, was sie will, ist aber gleichzeitig für alles offen, deshalb macht die Arbeit mit ihr so viel Spaß. Außerdem ist sie so ein lieber, herzlicher und lustiger Mensch – allein in ihrer Nähe zu sein, ist schön.
Über den Kontrast zwischen I Love LA und Everything Everywhere All At Once
Ich finde, Everything Everywhere All at Once war ein völlig anderes Projekt – es gab so viele verrückte, völlig abgedrehte Looks, die nichts mit der Realität zu tun hatten, und die „normalen“ Looks waren so minimal wie möglich, teilweise fast ohne Make-up. Bei I Love LA, dagegen wollten wir echte Figuren – Menschen, die tatsächlich Make-up tragen und lieben. Wir wollten frische, schöne Haut, eine Art gesteigerte Realität, in der alle wie sie selbst aussehen, nur ein kleines bisschen besser.
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Was sie an einem Projekt reizt
Über ihre Anfänge im Make-up
Über ihr Lieblingsprojekt, an dem sie gearbeitet hat
Ich habe so viele Lieblingsprojekte – aus ganz unterschiedlichen Gründen. Jedes Projekt bringt seine eigenen Herausforderungen und seine eigenen besonderen Momente mit sich. Am liebsten sind mir die Projekte, bei denen ich mich als Teil eines Ganzen fühle, in denen ich wirklich Figuren erschaffen und mit meinem Make-up helfen kann, eine Geschichte zu erzählen. Everything Everywhere All at Once war eine unglaubliche Erfahrung – ich hatte das Gefühl, dass Hair, Make-up und Kostüm auf wunderschöne, organische Weise zusammengefunden haben, um die Story zu verstärken.
I Love LA war ebenfalls eine fantastische Erfahrung, weil so viele Frauen an der Spitze standen – es war etwas Besonderes, eine Gruppe starker Frauen vorneweg zu haben. Dann gab es noch eine Show namens Interior Chinatown – daran zu arbeiten war großartig. Ich hatte das Buch gelesen und es so sehr geliebt; es spricht wirklich über die Asian-American-Experience in Hollywood – deshalb war es etwas ganz Besonderes, an einer Geschichte mitzuarbeiten, die mich persönlich so berührt. Ich nehme aus jedem Projekt, an dem ich arbeite, etwas mit, deshalb ist es schwer, nur ein Lieblingsprojekt zu wählen.

















